Rassebeschreibung Mudi
Ursprünge
Man vermutet, dass der Mudi im 18. Jahrhundert entstanden ist, da in einem ungarischen Werk von 1815 bereits ein stehohriger kleiner Hütehund beschrieben wird und abgebildet ist, vom Exterieur her eindeutig ein Mudi. Der Mudi ist aus der natürlichen Vermischung von ungarischen Treib- und Hütehunden mit verschiedenen stehohrigen deutschstämmigen kleinen Schäferhunden vom Typ des sog. Schäferspitzes oder Pommern-Spitzes entstanden. Diese Vorfahren der Mudis sind mit den von der österreichischen Kaiserin Maria-Theresia im 18. Jahrhundert in Ungarn angesiedelten Donauschwaben ins Land gekommen.
Zu Beginn der Sporthundezucht in Ungarn, circa um 1900 herum, stellte man jedenfalls fest, dass neben hängeohrigem Puli und kippohrigem Pumi noch ein dritter, stehohriger, Hütehundschlag existierte. Dezsö Fenyes, ein Museumsdirektor aus Balassagyarmat, war es, der als erster im Jahr 1936 den Mudi beschrieben, ihm zu seinem Namen verholfen und seine Zucht organisiert hat. Namenspatron war ein typvoller schwarzer Rüde namens Mudi, der ihn überzeugt u. begeistert hatte.
Verbreitung
Die meisten Mudis leben im Mutterland Ungarn, ihre Gesamtpopulation ist schwer abzuschätzen. Nur relativ wenige Sportzüchter befassen sich bisher mit dieser noch sehr urwüchsigen Rasse. Mudis mit Ahnentafeln dürfte es in Ungarn z.Zt. circa 300-350 geben. Das Zuchtbuch ist immer noch offen, d.h. es werden noch Mudis ohne Papiere von Hirten in das Zuchtregister aufgenommen, um die Zuchtbasis zu verbreitern. Seit Beginn der geordneten Zucht (1936) sind insgesamt circa 3000 Mudis eingetragen worden. Die FCI hat die Rasse im Jahr 1966 anerkannt.
Viele Kleinbauern in Ungarn nennen einen Mudi ihr Eigen. Er wird von ihnen als „Mädchen für alles“ eingesetzt. Morgens treibt er Schweine, Ziegen, Hühner und Gänse aufs Feld, bewacht und beschützt diese untertags und bringt sie abends wieder gesund u. vollzählig und selbständig in den heimatlichen Stall zurück. Andere Mudis bewähren sich als unentbehrliche Helfer von Rinder-, Pferde- und Schafhirten.
Außerhalb seiner Heimat ist dieser großartige Gebrauchshund relativ wenig bekannt. In Deutschland beginnt der Mudi erst in den letzten Jahren etwas Fuß zu fassen, eingetragen sind bei uns derzeit 12 Zuchtstätten, ähnlich selten ist die Population in Holland und England. Etwas mehr Mudis leben in Norwegen, Schweden und Finnland. Auch in den USA und Kanada beginnt der Mudi allmählich Fuß zu fassen.
Exterieur
Der Mudi ist ein knapp mittelgroßer, stehohriger, harmonisch u. quadratisch proportionierter Hütehund. Schulterhöhe bei Hündinnen: 40 – 42 cm, bei Rüden 43-45 cm, Gewicht bei beiden ca. 8-13 kilo.
Hier finden Sie weitere, ausführliche Informationen zum Mudi:
» Der Mudi (Word-Dolument)
» Über die Größe des Mudis (Word-Dolument)
Kopf und Gliedmaßen sind kurz und glatt behaart, was seinen hübschen Kopf mit dem ausdrucksvollen Gesicht und tiefdunklen Augen wirkungsvoll unterstreicht. Der restliche Körper ist mit mittellangem, mehr oder weniger gewelltem bis gelocktem Haar bedeckt, überwiegend in glänzendem Schwarz und immer einfarbig. Die dichtbehaarte u. normal lange Rute wird schön getragen.
Es kommen manchmal auch andere Farbvarietäten vor: braun, weiß, beige, blue-merle (ungarisch: cifra), aschfarben (hamvas). Kleine weiße Abzeichen - Brustfleck, weiße Zehen - werden toleriert, obgleich sie nicht erwünscht sind. Das Haarkleid des Mudi ist schmutzabweisend, witterungsbeständig und sehr pflegeleicht. Gelegentliches Kämmen oder Bürsten ist vollends ausreichend.
Wesen, Besonderheiten und Eignung
Hinter dem eher unscheinbaren Äußeren des Mudi verbirgt sich eine mit fantastischen Fähigkeiten ausgestattete Rasse – ein „Rohdiamant“, der in den richtigen Händen zum Juwel sprich Traumhund werden kann.
Eine typische Eigenschaft des Mudi ist, dass er eine extrem enge Bindung zu seinem Meister eingeht, seine Bezugsperson(en) wahrlich vergöttert. Er bleibt von sich aus dicht bei seinen Menschen, ist immer darauf bedacht, sie nicht aus den Augen zu verlieren und überall mit dabei zu sein. Viele Mudis sind so anhänglich, dass sie ihrem Menschen buchstäblich auf Schritt und Tritt folgen. Hinzu kommt, dass sie im Allgemeinen keinen Jagdtrieb haben, nicht streunen, jagen oder wildern, was für Spaziergänge in Wald und Flur sehr angenehm ist.
Trotz enormer Härte bei der Arbeit als Hirtenhund ist der hochintelligente Mudi feinfühlig und sensibel; daher ist Härte und Druck in Ausbildung und Führung nicht zielführend u. daher kontraproduktiv, er wird dann bockig u. dickkopfig.
Kindern pflegt er ein geduldiger, ausdauernder und stets fröhlicher Spielkamerad u. Beschützer zu sein. Und auch mit Artgenossen und anderen Tieren des gleichen Haushalts verträgt er sich gut. Da manche Mudis zur Zurückhaltung u. Misstrauen gegenüber Fremden neigen können, sind gute Prägung und Sozialisation im Welpenalter wichtig.
Bei ausreichendem Auslauf und genügend Auslastung sind Mudis im Haus brav, angenehm und unauffällig und lassen sich sogar in einer Stadtwohnung halten. Außer als liebenswürdige Haushunde haben sie sich als vorzügliche, unbestechliche Wächter, sowie als Rauschgiftspürhunde und Rettungshunde bewährt. Selbstverständlich eignen sie sich ausgezeichnet für nahezu alle Hundesportarten.
Der Mudi ruht für keine Sekunde, wenn er an der Herde arbeitet. Obwohl er ein äußerst mutiger und draufgängerischer Hund ist, der keine Angst kennt und ausbrechende oder bockende Tiere ohne Kommando selbständig und zielgerichtet zur Herde zurück treibt, verletzt er die ihm Anbefohlenen bei der Arbeit nie. Anders als von unseren bodenständigen altdeutschen Schafhunden oder anderen Rindertreibhunden (Heelern) her bekannt, kneift oder greift der Mudi bei der Arbeit nicht mit dem Maul nach dem Vieh, sondern arbeitet mit Schnelligkeit und ausgeprägtem Drohverhalten. Er schießt wie ein geölter Blitz von da nach dort und hält die Tiere mit rasanter Wendigkeit und kraft seiner überragenden psychischen Autorität in Schach.
Um die Intelligenz und den schier unglaublichen Schneid dieser körperlich relativ kleinen Hunde näher zu illustrieren, sei als erstes von einer Mudi-Hündin namens Amanda berichtet, die in Brandenburg auf einem Bio-Hof lebte. Eine Episode ist besonders bemerkenswert: Einmal brach eine Herde von 98 Jung-Rindern aus dem einige Kilometer entfernten Nachbargut aus und schickte sich an, in den liebevoll gehegten Biogemüsegarten von Amandas Frauchen einzudringen. Vier erwachsene Personen und die drei großen Hunde des Betriebes waren nicht imstande, die „wildgewordene“ Rinderherde aufzuhalten u. zur Umkehr zu bewegen, der Zaun war schon am Nachgeben. Da griff die kleine Amanda, die das Schauspiel aus dem Pkw heraus, in den man sie zu ihrem eigenen Schutz rasch eingesperrt hatte, ein. Sie sprang durchs halboffene Fenster heraus und übernahm das Kommando. Binnen weniger Minuten gelang es ihr, die komplette Herde in den Griff zu bekommen, geschlossen zur Umkehr zu bewegen und über schwieriges Gelände, wie einen breiten Bach, bis 500 Meter vor das heimatliche Gehöft zu treiben. Amanda war damals erst 18 Monate alt!
Ein weiteres Beispiel: Bei einem Waldspaziergang ereignete es sich, dass drei wildernde große Schäferhundmischlinge ein kleines Rehrudel aufgebracht hatten u. laut hetzend verfolgten. Dabei war eine hochträchtige Rehgeiß, die durch die Verfolgungsjagd bereits völlig geschwächt war, sie stolperte auf wilder Flucht beim Überqueren der Waldstraße u. fiel hin– die geifernden Hunde stürzten sich auf sie….Glücklicherweise kamen zeitgleich Spaziergänger mit ihrem freilaufenden Mudirüden des Weges, der damals 6 jährige Rüde Echnaton überlegte keine Sekunde – wie ein rasender Satan griff er von sich aus sofort blitzschnell ein u. verjagte erfolgreich die drei großen Hunde u. trieb sie in die Flucht u. weit weg. Die Rehgeiß konnte sich unverletzt hochrappeln u. weiterziehen. Nach kurzer Zeit kam Echnaton „Toni“ unverletzt u. sichtlich zufrieden zurück und genoss die Streicheleinheiten seiner Menschen, die ob dieser Leistung vollkommen sprachlos waren - hüten u. beschützen liegt Mudis im Blut, da braucht es kein Abrichten u. keine Kommandos, er weiß, was zu tun ist! Derselbe Rüde genießt das Kuscheln auf dem Sofa …..ist im Alltag ein eher verwöhnter u. verschmuster heißgeliebter Familienhund, lässt aber auch keinen Fremden ins Haus; ist mit anderen Hunden absolut verträglich u. freundlich.
Da Mudis in der Regel gesunde u. robuste Hunde sind, können sie sehr alt werden; 13 bis 15 Lebensjahre sind ist keine Seltenheit, viele werden noch älter– und dies im Allgemeinen bei guter Gesundheit bis ins hohe Alter.
Diese Rasse könnte ein Geheimtipp sein für Menschen, die einen absolut liebenswerten und nicht zu großen, pflegeleichten Familienhund suchen, der neben angenehmen Begleithundeeigenschaften noch deutliche Gebrauchshundecharakteristika wie Wachsamkeit, Schutzbereitschaft und hohe Intelligenz aufweist und sich auf Grund seiner Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit für nahezu alle Aufgaben einsetzen lässt.