Rassebeschreibung Kuvasz
Herkunft und Geschichte
„Der Kuvasz ist keine derart räumlich begrenzte Rasse wie der Puli oder der Komondor. Seine nahen oder fernen Verwandten mit ähnlichen Wesenszügen und derselben Beschäftigungsart können überall, wo schutzbedürftige größere Tiergruppen (Herden) gehalten werden, von Tibet bis Spanien, angetroffen werden. Ihm ähnlich sind der Tibetanische Hund, der Mongolische oder der Tatarische Schäferhund.“[1]
Der Ursprung des Kuvasz wird auf nomadisierende Hirten aus den Steppen-gebieten Asiens und der Mongolei zurückgeführt, die große, mutige und unerschrockene Hunde zum Schutz für ihre Herden gegen Raubtiere und Diebe benötigten. (vgl. Sárkány/ Ócsag, 1977: 97)
Erste Hinweise auf den Kuvasz finden sich schon in literarischen Werken aus dem 17. Jahrhundert.
Als wahrscheinlich gilt, dass der Kuvasz bereits Begleiter der Magyaren während ihrer Wanderung von Asien nach Europa (vornehmlich Ungarn) war. Spätestens aber im Zusammenhang mit der Herrschaft von König Matthias (1458-1490) finden sich Hinweise auf den Kuvasz. Zu dieser Zeit war dieser imposante Begleiter in Adelskreisen ein willkommenes Gastgeschenk und ein Jagdbegleiter. Im 16./17. Jahrhundert (während der Türkenherrschaft) kann es zu einer Vermischung mit türkischen Hunden mit ähnlichen Charakterzügen gekommen sein. Danach pflanzte sich die Rasse mit unverändertem Wesen fort. (vgl. Sárkány/ Ócsag, 1977: 98)
Aufgrund ihrer vormals hellen und zunehmend weißen Fellfarbe konnten die beiden großen ungarischen Schutz- und Wachhirtenhunde Kuvasz und Komondor, - ähnlich wie verwandte Hirtenhunde in Asien und Europa -, von den Hirten gut von Raubtieren wie dem Wolf bei nächtlichen Übergriffen unterschieden werden, was die Hirten sehr schätzten.
Als sich im 19. Jahrhundert der Ackerbau intensiver entwickelte und die Viehzucht in den Vordergrund trat, tauschte der Kuvasz der Überlieferung nach sein ursprüngliches Arbeitsgebiet und übernahm fortan die Aufgabe als Bewacher von Haus und Hof.
Mit dem 2. Weltkrieg erlebte die Kuvasz-Zucht einen herben Rückschlag. Begeisterten Züchtern gelang es nach dem Krieg jedoch, die wenigen verbliebenen Zuchttiere ausfindig zu machen und so den Fortbestand der Rasse zu sichern. Der Kuvasz wurde zu einer der weitverbreitetsten Hirtenhunde in Ungarn.
Nach der ersten Standardbeschreibung des Kuvasz aus dem Jahr 1905 wurde nach Neuorganisierung 1960 eine weitere Beschreibung verfasst, die 1963 von der FCI angenommen und 1966 präzisiert wurde. Unter der Nr. 54/b ist sie bis heute gültig. Im Jahr 2000 wurde die letzte Standardbeschreibung des Kuvasz unter der FCI-Standard Nummer 54 in seinem Ursprungsland Ungarn bestätigt.
[1] Pál Sárkány, Imre Ócsag, Ungarische Hunderassen, 1. Aufl., Budapest, Ungarn: Corvina Verlag, 1977, S. 97
Charaktereigenschaften
Der Kuvasz ist eine uralte Hirtenhund Rasse, furchtlos und mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt. Er gilt als außerordentlich intelligent und besitzt eine schnelle Auffassungsgabe. Als selbstständig arbeitender Herdenschutzhund zeichnen ihn seine Selbstsicherheit, Wachsamkeit und die nicht zurückweichende Tapferkeit aus. Gleichzeitig zeigt er gegenüber seiner eigenen Familie seine oft rührende Zuneigung und Anhänglichkeit, jedoch ist er keinesfalls schmeichelnd. In seinem lebhaften Temperament spiegelt sich die Stimmung seiner Umwelt unmittelbar wider.
Mit seinem instinktsicheren Verhalten ist der Kuvasz absolut verlässlich in der Bewachung von Haus und Grundstück. Seine Reizschwelle liegt hoch. Im Umgang mit anderen Hunden zeigt er sich meist tolerant und zählt keineswegs zu den Raufern.
In diesem Sinne bemüht sich der KfUH, das ursprüngliche und unverwechselbare Wesen des Kuvasz durch eine wohldurchdachte Auswahl in der Zucht, sowie Verhaltensprüfungen und bestmögliche Kontrollen zu erhalten.
Welche Anforderungen stellt der Hund an seinen Besitzer?
Der Kuvasz sollte von Anfang an als Familienmitglied behandelt werden. Nur so kann er problemlos in sein neues Zuhause hineinwachsen und allen Anforderungen gerecht werden. Kinder, hilfsbedürftige Personen oder weitere im Haushalt lebende Tiere werden von ihm ebenso als zu „seiner Familie“ gehörig betrachtet, wie er es in Jahrhunderten zuvor mit den von ihm zu bewachenden Herden tat.
Idealerweise wohnt er in einem freistehenden Haus mit einem großen, umzäunten Grundstück, so dass er seinem Instinkt als Bewacher und Beschützer nachgehen kann. Für das Leben in einer Stadtwohnung ist der Kuvasz nicht geeignet. Dennoch ist es für eine artgerechte Aufzucht und um spätere Probleme vorzubeugen unerlässlich, seine Entwicklung mit vielerlei Eindrücken in der Außenwelt zu fördern. So sollte er bereits im Junghundealter mit all den Vorkommnissen vertraut gemacht werden, die ihn in seinem langen Leben (im Durchschnitt 10 – 14 Jahre) erwarten.
Die Erziehung des Kuvasz
„Treffen auf den Kuvasz nur gute Eindrücke, so wird er beispielhaft gutmütig. Falls jedoch die Umweltfaktoren roh sind, wird auch der Kuvasz so. Der Kuvasz duldet keine unbegründete Züchtigung oder gar Mißhandlung.“[1]
Ruhe, Geduld und Einfühlungsvermögen sowie liebevolle Konsequenz braucht es für eine erfolgreiche Beziehung. Den Respekt und das Vertrauen eines Kuvasz muss man sich erst verdienen, aber dann wird er seinem Menschen bedingungslos ergeben sein und zu einem loyalen und liebevollen Gefährten für die Familie, die er unter Einsatz seines Lebens verteidigen wird.
Zwang und Ungerechtigkeit oder gar Grobheit oder Schläge sind absolut fehl am Platz.
[1] Pál Sárkány, Imre Ócsag, Ungarische Hunderassen, 1. Aufl., Budapest, Ungarn: Corvina Verlag, 1977, S. 109